Um die Prozess- und Arbeitssicherheit zu verbessern, hat die Fissler GmbH das im Jahr 1973 errichtete Hochregallager am Standort Hoppstädten-Weiersbach einem tiefgreifenden Retrofit unterzogen. Dabei vertraute der Markenhersteller auf das Know-how der Stöcklin Logistik AG. In Kooperation mit dem Schweizer Intralogistikanbieter wurde zudem ein neues Sicherheitskonzept installiert und auch die Massnahmen zur Reduzierung des Energieverbrauchs zeigen messbar Wirkung.
Seit Jahrzehnten steht der Name Fissler für Freude am Kochen und ein breites Angebot an hochwertigem Kochgeschirr, wie etwa Schnellkochtöpfe, Bräter, Woks und weitere nützliche Küchenhelfer. Kennzeichnend für die Premiumprodukte sind stilvolles Design, präzise Verarbeitung und ein hoher Gebrauchswert. Diese Eigenschaften schätzen Könner und Kenner gleichermassen.
Analog zum technologischen Fortschritt geht die rund 170 Jahre währende Historie des Familienunternehmens aus Idar-Oberstein einher mit der Entwicklung „vom Henkelmann zum digitalen Kochen“. Zu den Meilensteinen zählen die Erfindung der Gulaschkanone und des ersten Schnellkochtopfs mit mehrstufigem Kochventil. Darüber hinaus hat Fissler als erster deutscher Hersteller Töpfe mit Antihaft-Versiegelung auf den Markt gebracht.
Analyse rechtfertigt Investition
In Hoppstädten-Weiersbach betreibt das Traditionsunternehmen aus dem Hunsrück seit 1973 ein Logistikzentrum mit ca. 25.000 Palettenplätzen für die Lagerung von Fertigwaren und Halbfertigprodukten. Über vier Jahrzehnte hat das mit Intralogistik des Schweizer Systemanbieters Stöcklin ausgestattete Hochregallager die Ansprüche des Unternehmens erfüllt. Doch angesichts des erkennbar fortgeschrittenen Alters häuften sich die Störanfälle.
„Die rückläufige Verfügbarkeit sowie eine zunehmende Anzahl von ‚unlösbaren Problemen‘ waren Hauptbeweggründe, die Anlage einer Retrofit-Massnahmen zu unterziehen“
sagt Carsten Jung. Der stellvertretende Lagerleiter von Fissler benennt aber auch weitere Motive: Das Zusammenwirken von vier Partnern aus den Bereichen Service, Wartung, Betrieb und Instandhaltung sei nicht mehr optimal gewesen. Darüber hinaus habe man bei der Ersatzteilbeschaffung auf Komponenten unterschiedlicher Herstellungsjahre zugreifen müssen, ein Umstand, der sich ebenfalls negativ auf die Prozesse ausgewirkt habe.
Vor diesem Hintergrund entschied sich Fissler für eine Neuausrichtung in Form eines ganzumfänglichen Retrofits. Im Zuge dessen sollten die Prozess- und Arbeitssicherheit insgesamt verbessert sowie den Themen Energieeffizienz und Nachhaltigkeit Rechnung getragen werden.
„Die kompetente Beratung von Stöcklin Logistik hat eine intelligente Zwischenkreiskopplung empfohlen“
führt Carsten Jung weiter aus. Um den ROI (Return of Investment) für die Mehrkosten zu ermitteln, wurde eine Berechnung unter Betrachtung der täglichen Ein- und Auslagerbewegungen sowie der Arbeits- und Betriebszeiten durchgeführt. „Anhand dieser Werte war die Investition auch im Hinblick auf die Zukunft gerechtfertigt“, betont der Logistikexperte.
Integriertes Energiesparkonzept
Gegenstand der Untersuchung war ferner der Verschleiss. Dank gezielter Optimierungen im Bereich der Ein- und Auslagerstiche tendieren überflüssige Fahrbewegungen heute gegen Null. Über den Austausch der kompletten Fördertechnik inkl. Steuerung hinaus hat Stöcklin Logistik von den fünf bis dato im Einsatz befindlichen Regalbediengeräten (RBG) drei grundlegend saniert und zwei gegen neue MASTer-Geräte ausgetauscht. Die 31 m hohen Geräte verfahren auf einer Gassenlänge von jeweils rund 113 m und bedienen die Stellplätze mit Paletten und Gitterboxen. Die Zahl der täglichen Ein- und Auslagervorgänge variiert zwischen 500 und 600.
Darüber hinaus wurden weitere Vorkehrungen getroffen, die sich positiv auf die Energiebilanz von Fissler auswirken. So wird nicht verbrauchte Bremsenergie heute in das System zurückgespeist und der Betreiber kann frei zwischen dem Eco- und dem Boost-Modus der RBG wählen. In Spitzen wird auf „Boost“ umgeschaltet, im regulären Tagesgeschäft hingegen ist „Eco“ völlig ausreichend. „Damit reduziert sich die Energieaufnahme derzeit von 100 auf 60 %“, betont Carsten Jung. Zudem werden die Geräte nach Schichtende sowie über das Wochenende nun stets komplett abgeschaltet. Mit diesem Massnahmenpaket erfüllt Fissler auch die Anforderungen der DIN EN ISO 50001 „Energiemanagement mit System“.
Praxis übertrifft Erwartungen
Konkret Auskunft über die erzielten Ergebnisse gibt ein Zahlenwerk: Anfänglich waren die Partner davon ausgegangen, dass durch die Implementierung neuer Techniken in Verbindung mit einer ausgeklügelten Zwischenkreiskopplug per anno ca. 26.500 kWh eingespart werden können. Doch diese Erwartungen wurden dank weiterer Maßnahmen, die aus der gemeinsamen Projektarbeit heraus entwickelt und umgesetzt worden sind, übertroffen. Im Zeitraum September 2015 bis April 2016 konnten nach Unternehmensangaben bereits deutliche, quantifizierbare Einsparungswerte erzielt werden.
Dazu Carsten Jung: „Gegenüber der Ausgangssituation mit einem Verbrauch von etwa 130.000 kWh sparen wir ca. 104.000 kWh pro Jahr ein.“ Das verstärkte Engagement in puncto Nachhaltigkeit kommt nicht zuletzt auch der Umwelt und dem Klima zugute.
Höchste Sicherheitsstandards
Umzusetzen war ferner ein neues Sicherheitskonzept auf Technik- und Personalebene. „Um die Verfügbarkeit der Anlage durchweg sicherstellen zu können, haben wir eine Sektionierung der fünf Gassen und der Fördertechnik vorgenommen“, erklärt Urs Hasler. „Im Fall einer Störung muss nun nicht mehr die gesamte Anlage deaktiviert werden, sondern nur die betreffenden Teilbereiche“, so der Stöcklin-Projektleiter weiter. Im Bereich der Förderanlage beispielsweise ist jede einzelne Gruppe mit einem Sicherheitsschalter ausgerüstet worden. Beim Betätigen wird die Spannungsversorgung aller Motoren dieser Einheit unterbrochen. Somit lassen sich die Motoren einer Fördergruppe im Störungsfall oder für anstehende Servicearbeiten gezielt temporär stoppen.
Der Zutritt zum Verschiebewagen erfolgt über eine Tür im Erdgeschoss. Via Anforderung auf dem Hauptschaltschrank der Fördertechnik bringt der autorisierte Mitarbeiter das Fahrzeug zuvor sicher zum Stillstand. Dann ist die Anlage auch gegen unbeabsichtigtes Wiedereinschalten gesichert. Verschiebewagen und Fördertechnik können zudem über ein Mobilpanel bedient werden. Auch das Begehen der Gassen ist im Bedarfsfall möglich. Die Zutrittstür kann geöffnet werden, sobald der Befehl auf dem Schaltschrank des jeweiligen Regalbediengeräts ausgelöst wurde und dieses jegliche Fahr- und Hubbewegungen eingestellt hat und in sicherer Position verharrt.
Ergänzende Safety-Applikationen
Modernste LED-Beleuchtung ist nicht nur hübsch anzusehen, sondern im Fall von Fissler Bestandteil des Energiesenkungs- und auch Sicherheitskonzepts. Die Masten der fünf RBG sind ihrer gesamten Höhe mit LED-Band bestückt, geschützt durch Alu-Profile mitsamt Plexiglas-Abdeckung. Diese Helligkeit verbreitende und gute Sicht erzeugende Lichtlösung stammt von der ProXplus AG aus Däniken. Sie kommt mit deutlich weniger Energie aus als herkömmliche Leuchtensysteme und überzeugt durch ausgewiesene Langlebigkeit.
Die Mitarbeiter von Fissler wurden bereits während der laufenden Modernisierung in begleitenden Schulungsmassnahmen - quasi im „Live-Modus“ - mit der Bedienung der Anlage vertraut gemacht. Investitionen in persönliche Schutzausrüstungen, wie etwa Gurtgeschirr, Headsets mit Funkgerät und Mobilfunkanwendung, runden das in enger Kooperation entwickelte und in die Praxis überführte Sicherheitskonzept ab.
Geschäftsbeziehung weiter gefestigt
Die Modernisierung des Fissler-Hochregallagers am Standort Hoppstädten-Weiersbach erfolgte in den Monaten April bis September 2015. Die Implementierung eines neuen Materialflussrechners inkl. Visualisierung erfolgte durch die Firma GDV Kuhn mbH aus Salzhausen in Deutschland. Dem Realisierungszeitraum war eine intensive Vorbereitungsphase vorausgegangen. Dabei ist im Rahmen der Auftragsvergabe der Sanierungsinhalt über ein Jahr lang in mehreren Etappen festgelegt worden. In der Endrunde gab es schliesslich zwischen Stöcklin Logistik und einem weiteren verbliebenen Mitbewerber ein „Kopf-an-Kopf-Rennen auf der Zielgeraden“, wie es Carsten Jung ausdrückt.
„Ausschlaggebend für die Entscheidung zugunsten von Stöcklin waren zum einen die langjährigen, guten und vertrauensvollen Geschäftsbeziehungen und zum anderen die hervorragende Unterstützung bei der Entwicklung des durchzuführenden Retrofit-Umfangs“
erwähnt der stellvertretende Lagerleiter. Ein weiterer Punkt sei die Fähigkeit des Schweizer Intralogistikanbieters, flexibel auf spezifische Kundenbedürfnisse und individuelle Anforderungsprofile eingehen zu können. Dem Wunsch, im Rahmen der Modernisierungsmassnahme eine enge und langfristig angelegte Geschäftsbeziehung aufzubauen, werde somit Rechnung getragen.